Herma und Polifilm kooperieren

Recycling für den Gitterabzug von Folienetiketten

Wie man den Gitterabzug (Matrix) aus der Produktion von Folienetiketten clever wiederverwenden kann, zeigen Polifilm und Herma in einem gemeinsamen Projekt. (Quelle: shutterstock/boitano)
Wie man den Gitterabzug (Matrix) aus der Produktion von Folienetiketten clever wiederverwenden kann, zeigen Polifilm und Herma in einem gemeinsamen Projekt. (Quelle: shutterstock/boitano)

In einem gemeinsamen Projekt ist es dem Folienhersteller Polifilm Extrusion und dem Haftmaterialspezialisten Herma erstmals gelungen, den Gitterabzug, den man auch Matrix nennt und der bei der Produktion von Folienetiketten anfällt, einem echten Recycling zuzuführen.

Logo_Green-Label-Printing klein 200 pixel hoch„Das heißt, wir haben das werkstoffliche Recycling eines Folienproduktes zu einem qualitativ hochwertigen Rezyklat, das wiederum in die Folienproduktion einfließt. In dem von uns angewandten Verfahren ließen sich insbesondere die Haftkleber sowie die üblichen Druckfarben mitverarbeiten“, sagt Jens Kölble, Geschäftsbereichsleiter Packaging & Performance Film bei Polifilm. „Das dabei gewonnene Rezyklat verwenden wir in einem ersten Schritt für die Produktion von Baufolien. Als Mindergehalt beigemischt ergeben sich keinerlei Einschränkungen hinsichtlich Funktion oder Verarbeitung.“

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Bislang nicht überzeugend

Weitere Folien-Anwendungen seien aber schon in der Vorbereitung, heißt es bei Polifilm. Im Moment seien jedoch die tatsächlich verarbeitbaren Mengen an Gitterabzügen noch klein; der entsprechende Markt dafür müsse erst entstehen. Für ein tatsächliches Recycling eines PE-basierten Gitterabzugs gab es bislang weder eine wirtschaftlich sinnvolle noch ökologisch überzeugende Lösung.

In der Regel wird er „thermisch verwertet“, das heißt: verbrannt. Für diese Art der Entsorgung müssen Etikettendrucker zudem viel Geld zahlen: etwa 150 bis 200 Euro pro Tonne. „Von den Kosten mal abgesehen: Wertvolle Rohstoffe einfach zu vernichten kann unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit keine vernünftige Lösung sein. Uns ist sehr daran gelegen, immer wieder Wege aufzuzeigen, die in Richtung einer Kreislaufwirtschaft führen und die den ökologischen Fußabdruck eines Etiketts weiter reduzieren“, sagte Herma Entwicklungschef Dr. Ulli Nägele.

Gewichtige Herausforderung

Der Gitterabzug bzw. die Matrix fällt überall dort an, wo Etiketten aus einer Haftmaterialbahn gestanzt werden. Je nach Form, Größe und Anordnung der Etiketten auf einer Bahn kommt dabei einiges zusammen. Und naturgemäß umfasst die Rolle mit dem Gitterabzug genauso viele Laufmeter wie das eigentliche Etikettenband, das dann in eine Etikettiermaschine eingesetzt wird. Genaue Zahlen zum weltweiten Aufkommen des Gitterabzugs liegen zwar nicht vor. Für Europa aber dürfte nach Schätzungen von Herma die jährliche Gesamtmenge an PE-Matrix derzeit bei etwa 7300 Tonnen liegen.

Aus den Stanzresten von Folienetiketten entstehen kleine PE-Pellets, die sich in der Produktion von Baufolien einsetzen (Quelle: Polifilm Extrusion)
Aus den Stanzresten von Folienetiketten entstehen kleine PE-Pellets, die sich in der Produktion von Baufolien einsetzen (Quelle: Polifilm Extrusion)

Das Recycling des Gitterabzugs, wie von Polifilm jetzt praktiziert, ist zunächst beschränkt auf PE-Folienhaftmaterial. „Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis es ein ähnliches Vorgehen auch bei PP-Folien geben wird“, ist sich Dr. Nägele sicher. „Wir waren schon bei PE-Folien von Anfang an überzeugt: Wenn wir unser Knowhow in Sachen Haftkleber bündeln mit der Expertise, die Polifilm besitzt für das Recycling und die Herstellung von Folien, dann erzielen wir rasch praxistaugliche Resultate.“ Polifilm war bereits ein wichtiger Partner, als schäfer-etiketten und Herma das wohl weltweit erste PE-Etikett entwickelt haben, das zu 100 Prozent aus Post Consumer Rezyklat (PCR) besteht. Bei diesem Produkt ist selbst der Trägerkunststoff des Weißpigments – das sog. Masterbatch – aus PCR PE. Für ein ähnliches Projekt, bei dem 50 Prozent PCR und 50 Prozent aus PE-Industrieabfällen zum Einsatz kommen, erhielten alle drei Firmen im Herbst 2019 den Deutschen Verpackungspreis in der Kategorie Nachhaltigkeit.